Wie entsteht ein histologischer Befund?

Von der Gewebeprobe zur Diagnose

Schritte zum fertigen Befund

 

Fixieren

 

Menschliche Zellen beginnen nach der Herausnahme zu zerfallen. Um eine optimale Beurteilung des Gewebes zu ermöglichen, muss es zügig nach der Herausnahme fixiert werden; möglichst ohne das Gefüge der Zellen zu verändern.

 

Daher werden Gewebeproben nicht einfach "trocken", sondern in eine Fixierlösung eingelegt, versandt. Klassischerweise wird dafür Formalin (gepufferte 4-10% Formaldehydlösung) verwendet.

 

Der Fixiervorgang benötigt je nach Präparatgröße wenige Stunden bis über einen Tag.


Zuschneiden

 

Viele Proben können nicht sofort eingebettet werden. Insbesondere bei großen Exzidaten und OP-Präparaten bedarf es des geschulten Auges eines Pathologen, um  exemplarische Teilstücke der Gesamtprobe auszuwählen. Auch die makroskopische Schnittrandbeurteilung und die Markierung der Ränder gehören dazu.

 

Da dies ein äußerst wichtiger Schritt im gesamten Prozess ist, wird er stets durch einen Pathologen unter Assistenz einer MTA durchgeführt.

Interne Protokolle für häufige Tumore gewährleisten hier eine gleichbleibende hohe Qualität.


 

Entwässern

 

Beim Zuschnitt wurden die Proben in Plastikkapseln eingelegt. Je nach Präparat können dabei zwischen 1 bis 100 und mehr Kapseln entstehen. Um das Gewebe "schnittfähig" zu machen muss es nachfixiert, "entwässert" und paraffingängig gemacht werden.

Dies wird durch aufsteigende Alkoholreihen und das Xylol erreicht. Anschliessend wird es in Paraffin oder Acrylharze eingebettet, um eine größtmögliche Konsistenz und Stabilität des Gewebes für den Schneidevorgang zu erhalten.

Diese Schritte erfolgen meist über Nacht im Einbettautomaten. Kleine Proben können auch bei Abgabe am Vormittag in einem Schnellprogramm eingebettet, geschnitten und befundet werden, so dass eine Diagnose innerhalb des gleichen Tages gestellt werden kann.


Ausgießen

 

An einer Gießstation werden, die von Paraffin durchtränkten Gewebestücke in ein Gießschälchen aus Metall gelegt, mit heißem Paraffin übergossen und zu einem Wachsblock abgekühlt. Die Plastikkapseln sind dabei der Blockträger.

Das Gewebe wird so angeordnet, daß die zu schneidende Fläche auf dem Boden liegt. Nach Erkalten des Paraffins wird der Block aus der Gießform herausgelöst. Das Gewebsstück ist nun in Paraffin eingebettet und "klebt" an der Aussenseite der Plastikkapsel


Schneiden

 

Ultradünne Paraffinschnitte lassen sich nur mit Präzisionstechnik herstellen. Unsere Rotationsmikrotome haben eine Haltevorrichtung für das Blöckchen, ein Messer und eine Mechanik zur Steuerung der Schnittdicke.

Der Block wird bis unmittelbar unter die Schnittebene des ebenfalls fest eingeschraubten Messers gebracht. Danach beginnt man, die gewünschten Schnitte von 2 bis 7 µm Dicke zu schneiden und in ein Warmwasserbad zu übertragen. Dann werden die Schnitte auf Objektträger aufgezogen. Die Objektträger werden je nach Färbungen in Küvetten sortiert und bis zum Färben in einem 37° C warmen Brutschrank zum Trocknen und zur besseren Haftung aufbewahrt.


Färben

 

Um die unterschiedlichen Strukturen des Gewebes besser sichtbar zu machen, müssen die Gewebsschnitte gefärbt werden.

Die Standardfärbung ist die sogenannte HE (Hämatoxylin/Eosin) Färbung. Hämatoxylin färbt dabei insbesondere Kernstrukuren und Eosin Zellplasmabestandteile.

Auch Sonderfärbungen zur Markierung von Muzinen, die Eisennachweisreaktion oder die Giemsa-Färbung erweitern das Spektrum.

Die "Handfärbung" kommt dabei insbesondere bei seltenen Spezialfärbungen zum Einsatz. Alle Standardfärbungen werden in einem Färbeautomaten durchgeführt.


Eindecken

 

Im letzten Schritt werden die gefärbten Gewebeschnitte mit einem sehr dünnen Glasdeckel versehen. Dies wird auch von einem Automaten erledigt. Die Präparate werden damit haltbarer gemacht und es können die Gewebeproben unter dem Mikroskop begutachtet werden, ohne dass man die ultradünnen Schnitte beschädigen kann.

 


Mikroskopieren

Nun können die fertigen Schnitte unter dem Mikroskop betrachtet und eine Diagnose erstellt werden. Verschiedene Vergrößerungsstufen von 16-fach bis 1000-fach ermöglichen, auch kleinste Anteile des Gewebes zu erkennen.

Bakterien und selbst einzelne Organellen von Zellen können mit den Optiken moderner Mikroskope verzerrungsfrei untersucht werden.

Hinzu kommen optische Sonderverfahren, wie Polarisationsfilter um doppelbrechende Strukturen (Fremdkörper, Cholesterinkristalle, Kalkablagerungen) sichtbar zu machen.

Auch Livemessung und -zählung von Abständen (Resektionsrand) und Zellen (z.Bsp. Spruediagnostik) kommen bei uns zum Einsatz. Hierzu benutzen wir neueste Kamera- und Computertechnik.


Abschluss

Die Befunde werden nun in unserem Schreibbüro geschrieben, korrigiert und unterschrieben. Sie sind jederzeit elektronisch verfügbar.

Der Versand der Befundbriefe erfolgt meist über den Postweg. Auch der Transport mit unserem Fahrdienst, E-Mail über gesicherte Arztnetze und Fax ist möglich.