1. Einleitung

Bei Operationen, Endoskopie, Punktionen wird Material gewonnen, das nach Aufbereitung in unserem Labor mikroskopisch begutachtet wird. Der Weg von der Gewebeprobe zur Diagnose ist dabei je nach Material und diagnostischer Anforderung unterschiedlich.
Einige Verfahren, wie die HE-Färbung, werden bei nahezu jedem eingesandten Material angewendet. Sonderfärbungen, wie die Eisen-Nachweisreaktion, erweitern das Spektrum. Sie gehören auch zur täglichen Routine, werden aber nicht bei allen Proben angewandt.
Immunhistologie benutzen wir um spezielle Fragestellungen, beispielweise Darstellung sich teilender Zellen, zu beantworten. Diese werden insbesondere bei malignen Tumoren (Darmkrebs, Melanomen, usw.) benötigt. Herkunft unreifer Zellen, biologisches Verhalten, Vorhandensein von bestimmten Oberflächenproteinen sind hier Beispiele der vielen Möglichkeiten.
2. Fixierung

Menschliche Zellen beginnen nach der Herausnahme zu zerfallen. Um eine optimale Beurteilung des Gewebes zu ermöglichen, muss es zügig nach der Herausnahme fixiert werden; möglichst ohne das Gefüge der Zellen zu verändern.
Daher werden Gewebeproben nicht einfach "trocken", sondern in eine Fixierlösung eingelegt, versandt. Klassischerweise wird dafür Formalin (gepufferte 4-10% Formaldehydlösung) verwendet.
Der Fixiervorgang benötigt je nach Präparatgröße wenige Stunden bis über einen Tag.
3. Zuschnitt
Viele Proben können nicht sofort eingebettet werden. Insbesondere bei großen Exzidaten und OP-Präparaten bedarf es des geschulten Auges eines Pathologen, um exemplarische Teilstücke der Gesamtprobe auszuwählen. Auch die makroskopische Schittrandbeurteilung und die Markierung der Ränder gehören dazu.
Da dies ein äußerst wichtiger Schritt im gesamten Aufbereitungrozeß ist, wird er stets durch einen Pathologen unter Assistenz einer MTA durchgeführt.
Interne Protokolle für häufige Tumore gewährleisten hier eine gleichbleibende hohe Qualität.
4. Entwässern

Beim Zuschnitt wurden die Proben in Plastikkapseln eingelegt. Je nach Präparat (Biopsie aus Magen - ganzer Magen) können dabei zwischen 1 bis 100 und mehr Kapseln entstehen. Um das Gewebe "schnittfähig" zu machen und für die späteren Arbeitsschritte vorzubereiten, muss es nachfixiert, "entwässert" und paraffingängig gemacht werden.
Dies wird durch aufsteigende Alkoholreihen und das Intermediärmedium Xylol erreicht. Anschliessend wird es meist in Paraffin oder selten in Acrylharze (Knochen und Zähne) eingebettet, um eine größtmögliche Konsistenz und Stabilität des Gewebes für den Schneidevorgang zu erhalten.
Ein optimales Ergebnis braucht Zeit. Daher erfolgen diese Schritte meist über Nacht im Einbettautomaten. Kleine Proben (Magen-Darm-Biopsien, Zupfpräperate) können auch bei Abgabe am Vormittag in einem Schnellprogramm eingebettet, geschnitten und befundet werden, so dass eine Diagnose innerhalb des gleichen Tages gestellt werden kann.
5. Ausgießen

An einer Gießstation werden, die von Paraffin durchtränkten Gewebestücke in ein Gießschälchen aus Metall gelegt, mit heißem Paraffin übergossen und zu einem Wachsblock abgekühlt. Die Plastikkapseln (mit Fallnummer) sind dabei der Blockträger (Bild links).
Das Gewebe wird so angeordnet, daß die zu schneidende Fläche auf dem Boden liegt. Nach Erkalten des Paraffins wird der Block aus der Gießform herausgelöst. Das Gewebsstück ist nun in Paraffin eingebettet und "klebt" an der Aussenseite der Plastikkapsel (Bild rechts).
6. Schneiden

Ultradünne Paraffinschnitte lassen sich nur mit Präzisionstechnik herstellen. Unsere Rotationsmikrotome haben eine Haltevorrichtung für das Blöckchen, ein Messer und eine Mechanik zur Steuerung der Schnittdicke.
Der Block wird bis unmittelbar unter die Schnittebene des ebenfalls fest eingeschraubten Messers gebracht. Danach beginnt man, die gewünschten Schnitte von 2 bis 7 µm Dicke zu schneiden. Der Schnitt schiebt sich dabei auf das Messer (gr. Bild links). Nun wird er mit einem Pinsel abgehoben und in ein Warmwasserbad übertragen. Dann werden die Schnitte auf Objektträger aufgezogen. Die Objektträger werden je nach Färbungen in Küvetten sortiert und bis zum Färben in einem 37° C warmen Brutschrank zum Trocknen und zur besseren Haftung aufbewahrt.
7. Färbungen

Um die unterschiedlichen Strukturen des Gewebes besser sichtbar zu machen, müssen die Gewebsschnitte gefärbt werden.
Die Standardfärbung ist die sogenannte HE (Hämatoxylin/Eosin) Färbung. Hämatoxylin (aus dem Blauholzbaum) färbt dabei insbesondere Kernstrukuren; Eosin (synthetisch) Zellplasmabestandteile an.
Auch Sonderfärbungen zur Markierung von Muzinen ("Schleimfarbstoffe"/PAS), die Eisennachweisreaktion oder die Giemsa-Färbung (Helicobacter pylori-Nachweis; Hervorhebung von Mastzellgranula) erweitern das Spektrum.
Die "Handfärbung" kommt dabei insbesondere bei seltenen Spezialfärbungen zum Einsatz.
Alle Standardfärbungen werden in einem Färbeautomaten (links) durchgeführt.
8. Eindecken

Im letzten Schritt werden die gefärbten Gewebeschnitte mit einem sehr dünnen Glasdeckel versehen. Dies wird auch von einem Automaten erledigt. Nun können die Gewebeproben unter dem Mikroskop begutachtet werden, ohne dass man die ultradünnen Schnitte beschädigen kann.
Außerdem ist so auch eine lange Haltbarkeit der Präparate gewährleistet.
9. Mikroskopie

Nun können die fertigen Schnitte unter dem Mikroskop betrachtet und eine Diagnose erstellt werden. Verschiedene Vergrößerungsstufen von 16-fach bis 1000-fach ermöglichen, auch kleinste Anteile des Gewebes zu erkennen.
Bakterien und selbst einzelne Organellen von Zellen können mit den Optiken moderner Mikroskope verzerrungsfrei untersucht werden.
Hinzu kommen optische Sonderverfahren, wie Polarisationsfilter um doppelbrechende Strukturen (Fremdkörper, Cholesterinkristalle, Kalkablagerungen) sichtbar zu machen.
Auch Livemessung und -zählung von Abständen (Resektionsrand) und Zellen (z.Bsp. Spruediagnostik) kommen bei uns zum Einsatz. Hierzu benutzen wir neueste Kamera- und Computertechnik.
10. Abschluss

Die Befunde werden nun in unserem Schreibbüro geschrieben, korrigiert und unterschrieben. Sie sind jederzeit elektronisch verfügbar.
Der Versand der Befundbriefe erfolgt meist über den Postweg. Auch der Transport mit unserem Fahrdienst, E-Mail über gesicherte Arztnetze und Fax ist möglich.
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1. Einleitung
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2. Fixierung
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3. Zuschnitt
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4. Entwässern
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5. Ausgießen
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6. Schneiden
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7. Färbungen
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8. Eindecken
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9. Mikroskopie
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10. Abschluss